
Am Welttierschutztag öffnete das Tierheim Rottweil seine Türen für einen besonderen Anlass: Von 14:00 bis 19:00 Uhr konnten Besucher:innen bei spannenden Vorträgen rund um Tierschutz und verantwortungsvolle Tierhaltung mehr über die Bedürfnisse unserer tierischen Mitbewohner erfahren.
Den Auftakt machten der 1. Vorstand Bettina Preißer und die Tierheimleiterin Verena Marquardt. Sie begrüßten die Gäste herzlich und gaben einen Einblick in das Tierheim – seine Geschichte, seine Bedeutung für die Region und seine Mission, Tieren eine Stimme zu geben. Verena Marquardt betonte:
„Dieses Tierheim ist mehr als ein mittelständischer Betrieb: Es ist ein Ort, an dem tagtäglich Gutes geschieht. Ein Ort, an dem Lebewesen eine zweite Chance bekommen. Und es ist ein Ort, der uns daran erinnert, dass Tierschutz kein Luxus, sondern eine gesellschaftliche Verantwortung ist.“
Der Welttierschutztag sei nicht nur ein Tag der Information, sondern auch ein Appell: Jeder kann dazu beitragen, dass Tiere besser geschützt werden – sei es durch bewussten Konsum, Adoption aus dem Tierheim oder ein klares Nein zu Tierquälerei.
Kleine Tiere - große Verantwortung

Der erste Vortrag wurde von der Tierpflegerin und Ausbilderin des Tierheims Rebecca Rist gehalten. Unter dem Titel „Kleine Tiere – große Verantwortung“ machte sie deutlich, dass der Kauf von Kleintieren in Zoohandlungen oft mit Tierleid verbunden ist. Anhand von Beispielen erläuterte sie die richtige Haltung von Kaninchen, Meerschweinchen, Hamstern, Mäusen, Ratten und Ziervögeln.
Besonders schmerzlich war ihre Aussage über die gemeinsame Haltung von Kaninchen und Meerschweinchen:
„Gemeinsam einsam“ – oft teilen sich diese Tiere winzige Käfige, obwohl sie einen Artgenossen brauchen und verschiedene Bedürfnisse aufweisen.
Sie zeigte zudem, wie wichtig artgerechtes Futter, Beschäftigung und Platz für die Tiere sind, um Krankheiten und Verhaltensprobleme zu vermeiden.
Zwischen Himmel und Asphalt - das Leben der Stadttauben

Arzu Pai, Vorsitzende des Vereins Unsere Rottweiler Stadttauben, berichtete über das Leben der Stadttauben.
Sie machte deutlich, dass viele der Tiere durch menschliches Handeln in Not geraten – sei es durch Zucht, städtische Vergrämungsmaßnahmen oder Tötungsaktionen. Oft werden die Tiere von der Öffentlichkeit als „Ratten der Lüfte“ stigmatisiert. Dabei seien Tauben sehr intelligente und reinliche Tiere. Gerade auch der Trend mit den Hochzeitstauben sei oftmals das Todesurteil der Tiere, da diese ohne den Menschen elendig verhungern oder Beutegreifern zum Opfer fielen.
Mit eindrucksvollen Beispielen erklärte sie, wie die Fütterungsverbote in einigen Städten Hungersnot und Verzweiflung bei den Tieren verursachen und warum Aufklärung und Engagement hier so wichtig sind. Denn das Leid ist durch Menschenhand verursacht und kann nur durch Menschenhand wieder gelöst werden.
Souldogs: "Wandel in der Hundeerziehung"

Lilian Sulzer von der Hundeschule Souldogs sprach über den Wandel in der Hundeerziehung.
Weg von Angst, Bestrafung und Unterdrückung, hin zu positiver Verstärkung und gegenseitigem Vertrauen. Besonders anschaulich erklärte sie, dass viele Verhaltensprobleme der Hunde durch die Menschen selbst entstehen und dass erfolgreiche Erziehung oft mit der Arbeit am Menschen beginnt.
Sie verglich dies anschaulich mit der Dynamik in einem Wolfsrudel: Kommunikation, Respekt und Vertrauen sind entscheidend.
Wildtiere, Aufzucht, Auswilderung und illegale Haltung

Melanie Helmlinger, die 2018 die Wildtierhilfe ins Leben gerufen hat, berichtete über ihre Arbeit in der Auffangstation für Wildvögel.
Sie zeigte auf, wie komplex und verantwortungsvoll die Aufzucht und Pflege von Wildtieren ist und wie viel Wissen, Erfahrung und Herzblut diese Arbeit erfordert.
Sie zeigte auf, wie aufwendig die Aufzucht und Auswilderung verletzter oder verwaister Wildvögel ist, und machte deutlich, welche Gefahren die illegale Haltung für die Tiere bedeutet.
Gesundheit beginnt im Napf - Ernährung und Deklaration

Alena Bernhart, stellvertretende Tierheimleiterin, zertifizierte Ernährungsberaterin und Verhaltensberaterin und -trainerin für Katzen, erklärte praxisnah, warum artgerechte Ernährung bei Hunden und Katzen so entscheidend ist und Tierschutz im Napf beginnt.
Sie machte die gängigsten Tricks der Futtermittelindustrie sichtbar und warum die moderne Ernährung unserer Vierbeiner viele Krankheiten mit sich bringt.
Denn bereits 4 % Fleisch genügen, um ein Futter mit "Huhn“ zu deklarieren. Abfälle der Agrarwirtschaft wie Stroh, Maispflanzen und Erdnussschalen werden als Füllstoffe der Nahrung hinzugefügt. Besondere Formulieren verschleiern Inhalte. Nur wer sich wirklich auskennt kann durchblicken.
Besonders anschaulich war ihre Erklärung der Risiken von Trockenfutter – von Nierenschäden über Magendrehung bis zu Zahnstein – und warum qualitativ hochwertiges Nassfutter gesünder ist.
Das Elend der Straßenkatzen

Meggi Hammer, langjährige Ehrenamtliche, erzählte bewegend über das Schicksal von Straßenkatzen und die Notwendigkeit der Kastration.
Sie schilderte die dramatische Geschichte einer trächtigen Katze, die auf der Straße überlebte, missachtet und ignoriert von allen vorbeigehenden Menschen. Eine Katze die für die ungeborenen Leben in ihrem Bauch kämpfte, aber bei der Geburt ihrer Kitten ihr Leben lies. Die Kitten hatten leider nie eine Chance.
Die Geschichte rührte die Besucher:innen tief und verdeutlichte, wie wichtig es ist, für eine funktionierende Katzenschutzverordnung einzutreten.
Was wir von einem Hund über Sinnerfüllung und Lebensfreue lernen können

Den Abschluss bildete Katharina Ott, 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Rottweil und Mentorin, Autorin und Speakerin von Mehr als OK.
Anhand der Geschichte ihres Hundes Tyson, der schwer erkrankte und fast starb, zeigte sie, wie Tiere uns lehren, im Hier und Jetzt zu leben, Vertrauen zu schenken und Loszulassen.
Tyson konnte dank Fürsorge überleben, und seine Geschichte machte den Besucher:innen eindrucksvoll klar: Tiere lehren uns oft mehr über Lebenssinn und Freude als wir denken.
Die Moderation des gesamten Events übernahmen Katharina Ott und Rebecca Rist mit Charme und Esprit. Ihre lebendige Art trug wesentlich dazu bei, dass die Vorträge nicht nur informativ, sondern auch emotional mitreißend waren.
Ein riesiges Dankeschön geht an alle Vortragenden, Ehrenamtlichen und Besucher:innen, die diesen Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Die zahlreichen interessierten Fragen führten zu spannenden Gesprächen, und es wurde deutlich: Tierschutz lebt durch Engagement, Aufmerksamkeit und Mitgefühl.
Lasst uns gemeinsam Verantwortung übernehmen, Tieren eine Stimme geben und die Welt ein Stück tierfreundlicher gestalten. Jeder Beitrag zählt – sei es durch Adoption, Aufklärung oder das eigene Handeln im Alltag.
Von ganzem Herzen,
euer Team vom Tierschutzverein Rottweil und Umgebung e.V.
Kommentar schreiben